Radtourismus neuen Stils: Bikepacking-Plattform Radneuland

Bikepacking ist nicht nur als Hashtag auf Instagram sehr beliebt, sondern auch in der Realität ein sehr angenehmer Zeitvertreib. Radtouren mit Abenteuer-Touch und leichtem Gepäck. Die Radvokaten haben die neu gegründete Grazer Bikepacking-Plattform "Radneuland" in der Anfangsphase beraten.

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Der Grazer Fahrradbote und Fotograf Fabian Dankl möchte ein Radtourenangebot auf die Beine stellen, dass es so in Österreich noch nicht gibt. Sein Hintergrund als Langzeit-Reiseradler zeugt von seiner Erfahrung und Qualifikation dafür. Fabian fand in Alec Hager von den Radvokat:innen sofort einen begeisterten Partner-in-crime. Auch Alec ist schon durch viele Kontinente geradelt und bevorzugt dabei Wege abseits der asphaltierten Hauptrouten, lieber mit Zelt als im Hotel. Der moderne Begriff für Offroad-Radreisen mit leichtem Gepäck, das nicht in klassischen Radtaschen sondern in flexiblen Rahmentaschen transportiert wird, lautet "Bikepacking". Seit einem knappen Jahrzehnt wird dieser zum Trend.

Auch Bikerafting-Touren wurden von Alec Hager für "Neuland" entwickelt. Die Donau-Auen sind prädestiniert dafür.

Beratung beim Aufbau der Marke

Von der Gründungsidee bis zum Konzept und weiter bis zur fertigen Website mit Texten und Fotos, die Begeisterung auf den Punkt bringen und an die potentielle Zielgruppe vermitteln: Fabian hat mit der Unterstützung und Feedback der Radvokat:innen ein Angebot online gestellt, das sich sehen lassen kann. Nach einigem Touren-Scouting und Test-Ausfahrten im Jahr 2021 wird das Angebot von Fabian für die Saison 2022 weiterentwickelt. Wir sind gespannt auf die erste Neuland-Tour!

Was ist denn Neuland für dich?

Textauszüge der Website radneuland.at: "Neuland ist ein Ort, den du noch nicht kennst. Oder eine Art, bekannte Orte ganz neu zu entdecken. Aus dem Sattel eines Fahrrads, das alles trägt, was du brauchst.

Wir bieten besondere Touren abseits touristischer Routen und hilfreiche Unterstützung für einen persönlichen Einstieg in die Welt des Radtourens. Dafür haben wir eine Plattform geschaffen, auf der ortskundige Guides ihre geführte Touren der anderen Art für dich und deine Freund*innen anbieten können.

Unsere besondere Leidenschaft gilt dem Bikepacking. Nur das nötigste Gepäck, direkt am Rad befestigt, wendig durch die Natur. Dafür kooperieren wir mit kreativen Unterkunftgeber*innen wie der Plattform Schau aufs Land, um besondere Plätze für Übernachtungen im Freien anbieten zu können. Denn draußen schläft es sich am schönsten!"

Bikepacking: was steckt denn da drin?

Der Begriff Bikepacking wurde in den letzten Jahren in der Radtourenwelt immer bekannter. Das nötige Gepäck inklusive Campingausrüstung wird dabei direkt am Radrahmen befestigt, um auf das Gewicht von Gepäckträgern und die Dimension der altbekannten Radtaschen zu verzichten und dadurch raue Trails besser befahren zu können. Was vor knapp zehn Jahren in den USA als Versuch von Offroad-Abenteurern begann, ist nun längst im Online-Versand angekommen.

Das abenteuerliche Bikepacking verhält sich zur massentauglichen Radtour wie die Skitour zum Sessellift: abseits der präparierten Pfade, das Versprechen der puren Natur, Lagerfeuer statt Restaurant. Ein zeitgemäßer Trend also, der zu den Anfängen des Radreisens zurückführt – denn auch die ersten legendären Radreisenden wie Annie Londonderry oder Thomas Stevens hatten keine Asphaltstrassen vor sich. Jetzt zählen allerdings Smartphone-Navi am Lenker, Carbongabel am Gravel-Bike und GoreTex-Taschen zur Grundausrüstung.

Was gibt es beim neuen Stil des Radtourens zu beachten?

Packtaschen ganz anders: die Grundausstattung für das gepäckträgerbefreite Rad besteht aus großer Satteltasche, schmaler Rahmentasche, Rollen oder Taschen am Lenker und angeschnallten Gabeltaschen. Dazu kommen noch kleine kreative Lösungen wie Foodbags am Lenker. Wichtig: immer wasserdichte Taschen verwenden.

Gewichtsverteilung: Die nötige kompakte Packweise bedarf guter Überlegung, welches Equipment man wann oder doch eher nicht braucht. Denn für letzteres ist kein Platz. Schwere Stücke kommen nahe zum Schwerpunkt des Rades. Für kurzfristigen Provianteinkauf vor dem Nachtlager hilft ein Micro-Rucksack.

Das Rad: Bikepacking funktioniert prinzipiell an jedem Radtypus, vom Rennrad über Gravelbike zu Mountainbike oder Tourenrad. Wie immer gilt: es muss bequem sein sowie dem Fahrstil und Einsatzgebiet entsprechen. Das Rahmenmaterial reicht von stilvollem Stahl bis zu schnellem Carbon, die Spezialisierung mit zahlreichen Schraubgewinden an Rahmen und Gabel schreitet voran. Ein Nabendynamo für Licht und Handy-Ladegerät ist zu empfehlen.

Wasserversorgung: wählt man für die Tour die abgelegene Outdoor-Variante und nicht das Leichtgewichtpacken mit Hotelaufenthalten, dann ist es ganz wichtig, genug Wasserbehälter befestigen zu können. Drei Stück Flaschenhalter an den Rahmenrohren oder alternativ an den Gabeln und Hinterbau. Zusätzlich hilft ein Wasserfilter, wenn man beim Wildcampen Nachschub braucht.

Wildcampen: Die Unterkunftsart ist so flexibel wie die Fahrradwahl: Campingplatz, Hotel, Couchsurfing oder eben ein selbstgebautes Bett in der Natur. Letzteres erfüllt das Bikepacking-Klischee am schönsten. Dabei aber jedenfalls auf die Rechtslage im jeweiligen Reiseland achten oder im Zweifel den Grundeigentümer fragen. Und immer die Natur so verlassen wie vorgefunden. Kein Müll oder Lärm, Achtung bei Feuer, Verrottbares vergraben.

Fotos: Fabian Dankl, Alec Hager. Bikepacking-Text von Alec Hager für Magazin Drahtesel