Mehr Fahrräder für Tansania? Unterstützung für Velafrica

Die Radvokat:innen unterstützen die Schweizer Organisation Velafrica bei ihrer Suche nach mehr Fahrradspenden für Afrika. Bisher wurden über 275.000 Gebrauchträder aus der Schweiz nach Ost- und Westafrika verschifft. Nun geht es um den Aufbau von Strukturen in Österreich, damit diese Zahl noch wächst. Helft ihr mit?

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Radvokat Alec Hager war im Jahr 2021 zu Besuch bei einem der Velafrica-Partnerhändler: ABC Bicycle Company in Arusha, am Fuße des Kilimanjaro. Dort konnte er sich ein Bild von den Bemühungen um mehr Fahrradmobilität und gute Ausbildung machen. Hier dazu sein Reisebericht aus dem Drahtesel-Magazin vom März 2022 und unser Aufruf: wer sich als Person, Organisation, sozioökonomischer Betrieb oder Fahrradreparaturwerkstätte am Aufbau von "Velafrica in Austria" beteiligen möchte, bitte unter velafricasupport(at)radvokaten.at melden!

Ein Baisikeli kann viel bewirken

Es ist ruhig hier in einem Vorort von Arusha, der turbulenten Metropole nahe am Kilimanjaro. Nur Werkstattgeräusche und vereinzelte Autos auf der Staubstraße sind zu hören. Ein Schild mit der Aufschrift „ABC Bicycle Company“ lockt durch das Tor auf ein weitläufiges Gelände mit einer Ansammlung von Schiffscontainern, die mit einem Flugdach aus Blech zu einem Werkstattgebäude verbunden wurden. In den Schiffscontainern im Schatten von Akazien lagern hunderte gebrauchte Fahrräder, acht Mitarbeiter:innen und Lehrlinge schrauben an ihnen und bereiten fertige Räder für den Verkauf vor. Seit 2015 existiert hier das „ABC“, ausgehend von einem Schiffscontainer voller Räder, den der Gründer Hans Harrison Lyombe aus der Schweiz bekam. Denn er ist einer von neun Partnerhändlern in Afrika, die zur Zeit von der Schweizer Hilfsorganisation Velafrica unterstützt werden.

Velafrica verbindet seit dem Jahr 1993 soziale Arbeit in der Schweiz mit Entwicklungszusammenarbeit. In rund 400 Schweizer Sammelstellen nimmt die NGO ausgediente Fahrräder entgegen, lässt sie in Werkstätten sozialer Einrichtungen reparieren und exportiert sie zu den Partnerhändlern in Tansania, Burkina Faso, Madagaskar, Südafrika, Ghana, Gambia und der Elfenbeinküste. Das Fahrradprojekt bringt viele positive Auswirkungen: Kürzere Schulwege, fair entlohnte Arbeit, bessere medizinische Versorgung durch schnellere Erreichbarkeit von Krankenstationen.

Es gehört zum Grundgedanken der Wertschöpfungskette, dass die Fahrräder von Velafrica nicht kostenlos sind. Die lokalen Partnerhändler wie Hans Harrison kaufen die Räder günstig bei Velafrica, montieren sie fertig und verkaufen sie zum ortsüblichen Preis weiter. So finanzieren die Fahrräder die Ausbildung und den Lohn der Mechaniker*innen und sonstigen Mitarbeiter*innen. Drei der acht Leute hier beim ABC sind junge Frauen.

Fahrräder für sichere Schulbesuche

In Tansania vergibt Velafrica mehr als 1.300 Fahrräder pro Jahr im Rahmen des Programms „Bike to School for Girls“, das Mädchen den oft stundenlangen Fußweg zur Schule erleichtern und sicherer machen soll. Dank kürzerem Schulweg können sie konzentrierter im Unterricht mitarbeiten, haben mehr Zeit zum Lernen und für die Unterstützung ihre Familien. 100 Millionen Kinder und Jugendliche in Subsahara-Afrika haben laut UNESCO keinen Zugang zu Bildung – ein Baiskeli, wie Fahrrad auf Kiswahili heißt, kann manchen diesen Zugang verschaffen. ABC-Gründer Hans Harrison will daher viele weitere ABCs in Ostafrika etablieren, um so zu Mobilität und Wohlstand beizutragen.

Partnerwerkstätten und Unterstützung in Österreich gesucht

Weil der Bedarf an neuen gebrauchten Fahrrädern zu groß ist, um ihn weiterhin nur aus Schweizer Quellen zu speisen, sucht Velafrica Kooperationspartner in Österreich. Auch hierzulande warten viele Alträder auf eine sinnstiftende Verwendung. Dafür sind österreichische Partnerwerkstätten gesucht, die sich zutrauen, als Teil des Velafrica-Systems mit Arbeitssuchenden oder Auszubildenden mindestens 800 Gebrauchträder pro Jahr zu reparieren. Velafrica bietet den Werkstätten eine Basisabgeltung für die fertigen Räder, die weitere Finanzierung müsste über Arbeitsmarkt- oder Integrationsmaßnahmen gesichert werden.

Der Wiener Verein „IGF - Die Radvokaten“ unterstützt die Initiative bei ihrer Expansion nach Österreich und freut sich über Mithilfe beim Aufbau der Strukturen, der Finanzierung von Werkstätten und der Organisation von Fahrradsammlungen. Wir bitten aber darum, vorerst noch keine einzelnen Gebrauchträder anzubieten.

Kontakt: velafricasupport(at)radvokaten.at
Spendenkonto: Verein IG Fahrrad, IBAN AT57 4300 0414 0008 9003, BIC VBWIATW1, Kennwort Velafrica

Website: velafrica.ch

Fotos: Chimwemwe Mkandawire, Sophie Stieger, Alec Hager